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Adrian Daub's avatar

Ich bin über Wieles Satz gestolpert, dass "der Experte" "sich selbst für überflüssig erklärt" ja, "am eigenen Ast“ sägt. Zeigt sich in dieser Kontroverse vielleicht auch, dass sich dank des hier beschriebenen Strukturwandels ein Riss durch die Kategorie der Expertise auftut? Denn ob "der Experte" (sic) vom Geschmacksurteil abhängt, ja, ob ein Begriff der "hohen" Literatur der "eigene" Ast ist, unterscheidet sich ja ziemlich erheblich, je nachdem ob der/die Expert:in LitWiss betreibt oder fürs Feuilleton schreibt. Literaturwissenschaftler, zumal historisch arbeitende, haben ja schon lange die Fancommunities und Halle 1.2 vergangener Epochen mit in ihre Analyse mit einbezogen. Und Fancommunities sind literatursoziologisch eine absolute Goldgrube ... für den Literaturwissenschaftler. Fürs Feuilleton sind sie, auf irgendeine Weise, Konkurrenz. Vielleicht zerbricht hier eine Schicksalsgemeinschaft zwischen Literaturwissenschaft und Kulturbetrieb, die lange automatisch wirkte, aber eigentlich kontingent war...

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Johannes Franzen's avatar

Das ist eine sehr interessante Beobachtung. Tatsächlich ist ja eine Sache, die Wiele besonders ärgert, dass hier scheinbar neutrale Expertise genutzt wird, um kulturfeindliche Elitenschelte zu betreiben. Allerdings ist es historisch ja so, dass die längste Zeit in der Geschichte der modernen Literaturwissenschaft ein gewisses Einverständnis in Bezug auf das galt, was echte/wissenschaftstaugliche Literatur ist. Vielleicht bricht das nun wirklich auseinander, wenn sich die Literaturwissenschaft noch viel stärker in Richtung Literatursoziologie und populäre Phänomene bewegt.

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